GKB Anlagepolitik ■
Konjunkturerholung schreitet voran.
Autor: Daniel Lüchinger
Die Weltwirtschaft ist aufgrund der Corona-Pandemie in eine tiefe Rezession gefallen. Die BIP-Zahlen sind im zweiten Quartal weltweit eingebrochen. Gestützt durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken sowie fiskalpolitische Massnahmen, befindet sich die globale Konjunktur aber auf dem Erholungspfad.
Daniel Lüchinger
Leiter Research und Anlagetechnik
Das konjunkturelle Umfeld normalisiert sich derzeit Schritt für Schritt. Aktivitäts- und Stimmungsindikatoren verbessern sich kontinuierlich. Dies signalisiert ein rasches Ende der Rezession. Ansteigende Fallzahlen stellen jedoch ein latentes Risiko für die konjunkturelle Erholung dar. So fällt die Erholung denn auch von Land zu Land unterschiedlich aus. Je nach Entwicklung der Pandemie kann es regional zu Rückschlägen kommen. Unser Szenario einer langsamen, aber stetigen Erholung ist weiterhin intakt. Wir gehen davon aus, dass das Vorkrisenniveau im Jahr 2022 wieder erreicht wird.
Weltweiter Einbruch des Bruttoinlandprodukts
Quelle: Bloomberg. Daten per 30.09.2020
China als Vorbild
Die Konjunkturdaten fallen unverändert schwach aus. Je länger die Krise anhält, desto mehr drohen Unternehmenskonkurse und eine erhöhte Arbeitslosigkeit. Trotz der Streitigkeiten zwischen den USA und China konnte die chinesische Regierung die Pandemie in Rekordtempo unter Kontrolle bringen. Restriktionen wurden rasch gelockert. Wirtschaftswachstum und Exportzahlen fielen bereits im zweiten Quartal deutlich besser aus, und die Industrie produziert wieder auf Vorkrisenniveau. Die Konjunkturdaten verbessern sich mehrheitlich. Dies sind positive Nachrichten, auch für andere Länder.
Kein unmittelbares Inflationsrisiko
Die ultraexpansiven geld- und fiskalpolitischen Massnahmen zur Eindämmung der Rezession liefern Argumente für ein mögliches Inflationsszenario. Bedingungen wie etwa der Angebotsschock, die expansive Geldpolitik oder eine tiefe Produktivität sind im aktuellen Umfeld gegeben. Wir schätzen das mittelfristige Potenzial für eine stark steigende Inflation jedoch als gering ein. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens wirken die Digitalisierung und die Globalisierung seit Jahren inflationshemmend. Die höhere Produktivität und die erhöhte Transparenz führen zu tieferen Preisen. Zweitens führt die aktuelle Corona-Pandemie zu einem Rückgang der Nachfrage. Der Spielraum der Unternehmen, höhere Preise auf den Konsumenten zu überwälzen, ist dadurch begrenzt. Die expansive Geldpolitik allein muss zudem nicht zwingend zu einer Konsumentenpreisinflation führen. Eine Vermögenspreisinflation, wie sie in den letzten Jahren beobachtet werden konnte, erachten wir in diesem Umfeld als das wahrscheinlichere Szenario. ■
GKB Einschätzung auf einen Blick
Prognoseübersicht
Quelle: Bloomberg. Daten per 30.09.2020
Obligationen: geringes Renditeniveau, aber Stabilität
Das Umfeld für Obligationen ist weiterhin herausfordernd. Die bedeutenden globalen Notenbanken bleiben expansiv, und die Leitzinsen werden auf absehbare Zeit tief bleiben. Das Potenzial für steigende Renditen ist beschränkt. Die Notenbankpolitik wird sich erst bei einer Beschleunigung der Konjunktur und anziehenden Inflationsraten ändern. Erst dann ist der Nährboden für ein nachhaltig höheres Renditeniveau vorhanden. Angesichts der Corona-Risiken dürfte dies aber nicht so schnell der Fall sein. Wir halten daher innerhalb unserer Anlagepolitik Obligationen weiterhin untergewichtet, wobei wir jene mit höheren Kreditrisiken wie beispielsweise Unternehmensanleihen, Hochzins- oder Schwellenländeranleihen bevorzugen gegenüber Staatsanleihen industrialisierter Staaten wie der Schweiz oder Deutschlands.
Aktien: weiterhin attraktivste Anlageklasse
Die Wirtschaft in den Industrieländern befindet sich auf dem Erholungspfad. Die Wirtschaftsaktivitäten dürften das Vorkrisenniveau, wie bereits erwähnt, nicht vor 2022 wieder erreichen. Die Aktienmärkte sind im Laufe des Sommers den Fundamentaldaten vorausgeeilt und haben beispielsweise in den USA neue Höchststände erreicht. Angetrieben wurde die Hausse in erster Linie durch die grosskapitalisierten Technologieaktien. Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, zeigten die Rückschläge Anfang September. Die massive Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse zollte ihren Tribut. Längerfristig bleiben Aktien aufgrund ihrer relativen Bewertung gegenüber anderen Anlageklassen jedoch attraktiv. Wachstumswerte profitieren am stärksten vom Tiefzinsumfeld. Kurzfristig werden die globalen Aktienmärkte von der Entwicklung der Corona-Pandemie (Impfstoff-Zulassungen) sowie den US-Präsidentschaftswahlen geprägt sein. Letztere könnten vor allem bei einem unklaren Wahlausgang für Unruhe sorgen.