■ Im Fokus
«Agilität und Innovation sind entscheidend.»
Die Graubündner Kantonalbank bietet alles, was eine moderne Universalbank ausmacht – für Privatpersonen, die Wirtschaft und die öffentliche Hand. Aufgrund der unterschiedlichen Kundengruppen muss die GKB verschiedenen Anforderungen gerecht werden. Doch wo unterscheiden sich die Bedürfnisse der Kundengruppen und wie geht die Bank damit um? Im Gespräch klären Philipp Liesch, Leiter Private Banking, und Jon Fadri Pitsch, Leiter Institutionelle Kunden, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihre jeweiligen Bereiche aufweisen, wie Synergien genutzt werden können und ob die Bedürfnisse sich tendenziell annähern oder differenzieren.
Interview: Fabienne Farner Fotos: Nicola Pitaro
Mit den Segmenten Private Banking und Institutionelle Kunden leiten Sie beide wichtige Bereiche bei der GKB. Wie kamen Sie zu diesen Positionen?
Jon Fadri Pitsch: Ich bin in Graubünden aufgewachsen, aber nach dem Studium zog es mich ins Unterland. Ich arbeitete in Zürich, zuerst bei der Credit Suisse im Privatkundengeschäft und dann bei einem Beratungsunternehmen für Pensionskassen in der Schweiz, in Deutschland und England. Diese internationale Erfahrung war prägend. Später kehrte ich zur Credit Suisse zurück und übernahm die Leitung für Institutionelle Kunden im Kanton Graubünden. Im letzten Jahr ergab sich dann eine spannende Möglichkeit bei der GKB für mich. Nun freue ich mich, seit September 2023 den Geschäftszweig für Institutionelle Kunden zusammen mit meinem Team voranbringen zu dürfen.
Philipp Liesch: Bei mir verlief der Werdegang etwas anders (lacht). Ich bin in Graubünden geblieben. Ich habe bereits meine Banklehre bei der GKB gemacht, und nach einem Betriebsökonomiestudium kehrte ich vor 17 Jahren zur GKB zurück. Mein Weg führte mich vom Individualkundenberater ins Private Banking – ein Bereich, der mich immer fasziniert hat. Ich hatte die Chance, beim Aufbau des Private-Banking-Zentrums in Lenzerheide dabei zu sein, und konnte nach einigen Jahren dessen Leitung übernehmen. Seit 2023 verantworte ich nun den gesamten Private-Banking-Bereich der GKB, inklusive externe Vermögensverwalter, was bis heute eine spannende Herausforderung darstellt.

Welche Bedeutung haben die Bereiche Private Banking und institutionelles Geschäft bei der GKB?
PL: Das Private Banking hat eine grosse Bedeutung für uns. Mit 18 Milliarden Franken verwalteten Vermögen und 141 Mitarbeitenden ist dieser Bereich nicht nur stark gewachsen, sondern auch ein wichtiges Standbein unserer Bank. Die Diversifizierung der ursprünglichen Kerntätigkeit als Kreditbank war ein wichtiger Schritt für die GKB. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie sich dieser Bereich entwickelt hat und welchen Mehrwert wir unseren Kundinnen und Kunden bieten können.
JFP: Das institutionelle Geschäft wurde im Jahr 2023 zu einem eigenständigen strategischen Geschäftsfeld und hat so weiter an Bedeutung gewonnen. Mit einem Team von acht Mitarbeitenden betreuen wir anzahlmässig relativ wenige, aber volumenstarke Kunden. Die strategische Wichtigkeit dieses Bereichs wurde erkannt und wir investieren in den weiteren Ausbau unserer Dienstleistungs- und Produktpalette für unsere Institutionellen Kunden.
Welche aktuellen Herausforderungen und Trends gibt es im Private Banking beziehungsweise im institutionellen Geschäft?
PL: Die Digitalisierung ist auch im Private Banking ein grosses Thema. Trotzdem ist es meist die hybride Lösung, die zum Ziel führt – eine Mischung aus Technologie und persönlicher Kundenbeziehung. Durch die starken und meist langfristigen Beziehungen können wir uns von FinTechs, Pensionskassen, Versicherungen und anderen Anbietern abheben.
JFP: Da wäre sicherlich die Digitalisierung zu nennen. Diese bietet uns neue Chancen, unsere Prozesse zu optimieren und unserer Kundschaft eine noch bessere Betreuung zu bieten, denn sie erwartet vermehrt digitale Schnittstellen zu ihrer Bank. Zudem sind meines Erachtens Kundennähe, Agilität und Innovation entscheidend. Die GKB hat die richtige Grösse und Unternehmenskultur, um basierend hierauf das Kundenerlebnis laufend weiterzuentwickeln.

Steckbrief Jon Fadri Pitsch
Funktion: Leiter Institutionelle Kunden
Jahrgang: 1982
Familie: Verheiratet, eine Tochter (7 Jahre)
Ausbildung: Betriebsökonom FH; Certified International Investment Analyst (CIIA®); CFA Certificate in ESG Investing
Wie stellt die GKB sicher, den verschiedenen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden?
PL: Die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sind sehr vielfältig. Wir betreuen Jugendliche, Familien, Personen mittleren Alters, Rentnerinnen und Rentner sowie KMU. Der grosse Vorteil einer Universalbank ist, dass wir sämtlichen Anliegen unter einem Dach nachkommen können. Ein KMU-Kunde hat sowohl geschäftliche als auch private Bedürfnisse, und wir können beide Bereiche abdecken. Die Zusammenarbeit mit dem institutionellen Bereich ergänzt dieses Angebot perfekt.
JFP: Genau, bei der GKB stehen die Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt. Eine optimale Betreuung unserer Kundschaft ist uns ein grosses Anliegen und wird durch spezialisierte Teams sichergestellt. Am Beispiel des Bereichs für Institutionelle Kunden sieht man, dass wir für jedes Bedürfnis ein professionelles Team haben, das den individuellen Wünschen der Kundinnen und Kunden gerecht wird.
Gibt es zwischen Ihren beiden Bereichen Synergien, die genutzt werden können?
JFP: Ja, auf jeden Fall. Um zum Beispiel im Geschäft mit Institutionellen Kunden erfolgreich zu sein, müssen sämtliche Produkte und Dienstleistungen laufend an die Bedürfnisse dieser anspruchsvollen Kundschaft angepasst werden. Dies führt zu einem stetigen Professionalisierungsschub, von welchem alle unsere Kunden profitieren.
PL: Es ist ein gegenseitiges Ergänzen. Privatkunden mit institutionellem Charakter werden zwischen den Teams aufgeteilt. Gemeinsamkeiten gibt es viele, sei es bei Anlagestrategien, beim Risikomanagement oder bei Produkten. Besonders im letzteren Fall haben wir eine grosse Stärke, wenn wir gemeinsam neue Produkte lancieren, die beide Bereiche nutzen können. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein gutes Beispiel: Es wird im institutionellen Bereich stark gefordert und gewinnt auch im Privatkundengeschäft an Bedeutung.
Steckbrief Philipp Liesch
Funktion: Leiter Private Banking & Externe Vermögensverwalter
Jahrgang: 1982
Familie: Konkubinat, eine Tochter und ein Sohn (19 und 10 Jahre)
Ausbildung: Banklehre bei der Graubündner Kantonalbank; Betriebsökonom FH; Certified Wealth Management Advisor (CWMA); Certified ESG Analyst (CESGA); Certified Crypto Finance Expert (CCFE); Advanced Management Program CAS, Universität St.Gallen

Gibt es Besonderheiten im Banking, die typisch für Graubünden sind?
JFP: Die GKB als Universalbank hat viele Anknüpfungspunkte, die eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kundinnen und Kunden ermöglichen. Diese Nähe hier im Kanton ist etwas ganz Besonderes und gibt uns die Möglichkeit, individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse einzugehen. Es ist schön, zu sehen, wie Kundennähe Vertrauen schafft und langanhaltende Beziehungen entstehen lässt.
PL: Das stimmt, auch im Private Banking. Wir haben in Graubünden 13 Private-Banking-Standorte, und als Ferienkanton ist unsere Kundschaft sehr divers. In der Lenzerheide beispielsweise leben nur 3’000 Einwohner, aber mit den Zweitwohnungsbesitzern sind es 30’000. Das lässt erahnen, wie dynamisch und vielseitig unsere Arbeit ist. Es ist immer wieder spannend, auf die verschiedenen Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und ihnen massgeschneiderte Lösungen anzubieten.
Drei der vier Landessprachen werden im Kanton gesprochen. Wie geht ihr damit um?
PL: Unsere Mehrsprachigkeit schafft ein grosses Wir-Gefühl. Wir beide sind romanisch aufgewachsen, was uns einen zusätzlichen Vorteil gibt. Die Vielfalt der Sprachen ist ein integraler Bestandteil unserer Identität und hilft uns, noch näher an unsere Kundinnen und Kunden heranzurücken.
JFP: Wir leben diese Diversität, und das schafft ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Seit ich bei der GKB bin, kann ich mit einigen Kunden Rätoromanisch sprechen. Das ist im institutionellen Bereich ungewöhnlich, es ist einzigartig und wird sehr geschätzt. Wo möglich versuchen wir somit auch die sprachliche Komponente bei der Betreuung unserer Kunden einfliessen zu lassen. Es macht Spass, in einer Umgebung zu arbeiten, die diese Vielfalt wertschätzt. ■