■ Nachhaltigkeit

ESG im Wandel – aber nicht am Ende.

Ohne nachhaltige Transformation keine tragfähige Wirtschaft: Das ist weltweit Konsens. Für diesen Wandel steht die Abkürzung «ESG»: Environment, Social und Governance. Doch ESG gerät zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik, besonders in den USA. Kritik, die unnötig politisiert ist, inhaltlich zu kurz greift und ökonomisch hochriskant werden kann.

In den USA verschwindet ESG zunehmend von den Web­sites grosser Banken, Investmenthäuser und Top-Kanzleien. Staaten wie Texas und Florida ziehen Milliarden aus ESG-Fonds ab. Selbst Asset-Manager wie BlackRock steuern ihre Kommunikation vorsichtiger. ESG wird leiser – nicht, weil es weniger wichtig ist, sondern weil es politisch zur Zielscheibe geworden ist.

Wird ESG weiterhin eine Rolle spielen?

Obwohl das Thema Nachhaltigkeit vermehrt auf Skepsis stösst, sind Berichte über das Ende von ESG stark übertrieben. ESG spielt nicht nur eine entscheidende Rolle für die Nach­haltigkeit und ethische Ausrichtung von Unternehmen, sondern auch für deren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.

Unternehmen, die ESG-Faktoren ignorieren, setzen sich finanziellen Risiken aus. Soziale Medien und vor allem ihre Fähigkeit, Informationen schnell zu verbreiten, haben die Wahrnehmung von Unternehmens­risiken ver­ändert. Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen sind besonders anfällig für negative Nachrichten und damit für einen direkten Einfluss auf die Unternehmens­reputation. Daher zählen ESG-Risiken zu den wich­tigsten Reputations­risiken für Unternehmen. Zum Beispiel können umweltschädliche Praktiken zu hohen Bussgeldern und Sanktionen führen. Ebenso kann die Vernach­lässigung von Arbeitsstandards und Mitarbeiter­rechten zu rechtlichen Auseinander­setzungen und finanziellen Einbussen führen. Dies kann die Kundenbindung schwächen und potenzielle Investoren abschrecken – und damit zu sinkenden Verkaufs­zahlen oder zu steigenden Kapitalkosten führen.

Klar ist aber auch, dass manche Kritik an der Verwendung des Prädikats «ESG» valide ist. Unter dem ESG-Banner betreiben Unternehmen beispielsweise Greenwashing: Sie schmücken sich mit grünen Nachhaltig­keits­projekten, um Kunden zu täuschen. Niemand bestreitet Auswüchse rund um derartige «Mogelpackungen». ESG-Ratings gehören nachjustiert, Betrug gehört sanktioniert.

ESG bleibt weiterhin wichtig, auch bei US-Unternehmen

Wir gehen davon aus, dass börsen­notierte Unternehmen – speziell in den USA – die Bezeichnung ESG aus ihrem Vokabular streichen werden, aber lediglich in der öffentlichen Kommuni­kation. Das ist PR-Strategie. Die Unter­nehmen sind sich aber durchaus bewusst, dass Massnahmen zur Eindämmung der globalen Erd­erwärmung die physischen Klimarisiken reduzieren. Auch gibt es einen Konsens, dass sich diejenigen Unternehmen, die ohne gesetzliche Vorschriften nach­haltige Neu­ausrichtungen implementiert haben, als Gewinner der laufenden Transformation hin zu einer fossilarmen Wirt­schaft heraus­kristallisieren. Die Graubündner Kantonal­bank ist davon überzeugt, dass Unternehmen, die sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigen, einen klaren Wettbewerbs­vorteil haben, sei es bei der Entwicklung von Umsatz- und Gewinnzahlen als auch bei der Gewinnung von qualifizierten Arbeits­kräften. ■

Was sind ESG-Risiken?

ESG-Risiken beziehen sich auf die potenziellen negativen Auswirkungen, die aus der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens in Bezug auf Umwelt, soziale Verantwortung und Management resultieren können. Diese Risiken können sowohl finanzieller als auch reputationsbezogener Natur sein und umfassen unter anderem:


Umweltrisiken:

Dazu gehören Risiken im Zusammen­hang mit dem Klimawandel, Ressourcen­knappheit, Abfall­management und Umweltschutz­vorschriften.


Soziale Risiken:

Hierunter fallen Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und gesellschaftliche Verantwortung.


Governance-Risiken:

Diese betreffen die Unternehmensführung, einschliesslich Transparenz, ethisches Verhalten und Compliance.