«Die Finanzbildung muss in der Gesellschaft mehr Bedeutung erhalten.»

Editorial ■

Martina Müller-Kamp

Nach jahrelanger Berufserfahrung im Finanzsektor wundert es vielleicht nur mich: Obwohl die Altersvorsorge im Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung ganz vorne steht, zeigen diverse Studien, dass das Finanzwissen der Schweizerinnen und Schweizer eher als mässig eingestuft werden muss. Was haben die beiden Themen miteinander zu tun?

Es ist eine Tatsache, dass die demografische Entwicklung in vielen Industrieländern dazu führt, dass die Finanzierung der Altersvorsorge immer schwieriger wird. Es ist auch eine Tatsache, dass die Staatsverschuldung in vielen Industrieländern gemessen am Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahren weiter gestiegen ist, mit Corona sogar deutlich. Damit ist die Möglichkeit des Staates, in der Vorsorge querzusubventionieren, ­begrenzt. Und ebenfalls eine Tatsache ist, dass die politischen Mühlen zur Lösung des Problems eher langsam mahlen. Somit wird die private Vorsorge immer wichtiger – am besten so früh wie möglich und in einer Welt mit Negativzinsen am besten durch Wertpapiersparen. Gerade in der Vorsorge, die einen langen Anlagehorizont aufweist, sollte man den dritten Beitragszahler – den Kapitalmarkt – nutzen und nicht kurzfristige Risiken in den Vordergrund stellen.

Um das zu verstehen, braucht es ein solides Finanzwissen. Womit wir wieder beim Anfang wären. Mein Appell daher: Wir müssen dem Thema Finanzbildung mehr Bedeutung geben. In der Schule, zu Hause, im Beruf, in unserer Freizeit – als Lehrperson, als Arbeitgeber und auch als Eltern.

Martina Müller-Kamp

Leiterin Geschäftseinheit Marktleistungen Mitglied der Geschäftsleitung