Augenschein bei einer der fünf GKB Solaranlagen: Wendelin Cathomen, Hauswart am GKB Hauptsitz (links), und CEO Daniel Fust auf dem Haus Brunnenhof in Chur.

Im Fokus

«Nachhaltigkeit wird zur Norm.»

Daniel Fust, CEO der Graubündner Kantonalbank, spricht über das wachsende Bewusstsein für Nachhal­tigkeit und die Bedeutung des Themas für die Bank.

Seit 2008 verfolgen wir bei der Graubündner Kantonalbank ein umfassendes Nachhaltigkeits­programm. Nachhaltigkeit gehört damit seit Jahren zu unserem Selbstverständnis. Mit der nachhaltigen Ausrichtung unseres kompletten Anlageprozesses setzten wir im ­ersten Halbjahr 2020 einen weiteren Meilenstein aus diesem Programm um. Immer mehr Anlegerinnen und Anle­ger wollen beim Investieren nicht nur ihr Geld ­vermehren, sondern dabei auch verantwortungsvoll vorgehen. Diesem Bedürfnis werden wir gerecht. Das heisst, wo immer wir als Bank Einfluss nehmen können, sind Nach­haltigkeitskriterien integrierter Bestandteil der Anlagestrategie. Bei der Titelselektion verfolgen wir einen mehrstufigen Analyseprozess. Für uns ist nicht nur rele­vant, was ein Unternehmen herstellt, sondern auch wie. Bei der Analyse berücksichtigen wir das ESG-Rating, also die Bewertung von Unternehmen oder Anlageinstrumenten nach den Aspekten Umwelt (Environment), Soziales und Governance (Unternehmensführung). Welche Bedeutung Nachhaltigkeit für die GKB hat und welche Chancen sie Anlegerinnen und Anlegern auch in Krisenzeiten bietet, erläutert CEO Daniel Fust im Interview.

Interview: Lara Surber Fotos: Nicola Pitaro

Daniel Fust, die GKB ist eine von vielen Banken, die über Nachhaltigkeit sprechen. Was unterscheidet sie von den anderen?

Wir kommen aus einem Kanton, in dem wir für einen schonenden Umgang mit unseren Ressourcen sensibilisiert sind. Deshalb haben wir Nachhaltigkeit schon früh thematisiert, aber auf die bündnerische Art: ruhig und unaufgeregt. Seit 2008 haben wir uns immer ­wieder kleinere und grössere Ziele im Bereich Nachhaltigkeit gesetzt und rapportieren entsprechend im Geschäfts­bericht. Seit diesem Frühling haben wir zudem einen Nachhaltigkeits-Officer, welcher die Themen gesamtbankübergreifend steuert und die unterschiedlichen Gruppen koordiniert, um unsere Ziele zu erreichen.

Was sind das für Ziele?

Wir unterscheiden ökonomische, soziale und ökolo­gische Ziele. Die ökonomische Nachhaltigkeit bildet dabei die Basis für den Erfolg. Eines der wichtigsten ökologischen Ziele war sicher das Erreichen der Klimaneutralität 2015; zentral waren aber auch unsere übrigen ­Bemühungen im Energiebereich. Wir investieren in Gebäudeoptimierungen und in erneuerbare Energien, haben zum Beispiel eine eigene Fernwärmezentrale oder Solaranlagen installiert. Soziale Schwerpunkte sind ­beispielsweise die Investitionen in zeitgemässe Arbeitsplätze und Anstellungsbedingungen, etwa attrak­tive Weiterbildungsmöglichkeiten und moderne Raumkonzepte. Und natürlich ist das Anlagegeschäft für uns als Bank einer der grossen Stellhebel, mit denen wir im Nachhaltigkeits­bereich Einfluss nehmen können.

Sollte die GKB als Bank nicht in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen?

Natürlich, wir sind als Bank nicht primär der Ökologie verpflichtet. Wir haben ökonomische Zielsetzungen, die zentral sind, um Wachstum und Innovation überhaupt zu ermöglichen. Ökologie und Ökonomie schliessen sich gegenseitig nicht aus. Weil wir von dieser Erkenntnis überzeugt sind, versuchen wir, beide Ansätze sinnvoll miteinander zu verbinden. Dabei wollen wir auf keinen Fall belehrend sein – aber wir möchten das Thema mitprägen, weil es in Zukunft noch wichtiger werden wird.

Hauswart Wendelin Cathomen erklärt CEO Daniel Fust die Funktionsweise der GKB eigenen Fernwärmezentrale neben dem Hauptsitz.

«Wir sind überzeugt, dass verantwortungsbewusstes Anlegen die Chance auf eine bessere Performance bietet.»

Daniel Fust, CEO Graubündner Kantonalbank

Sie sprechen von der Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie. Wie sieht diese für die Kundinnen und Kunden aus?

Bei den Kundinnen und Kunden ist das Bewusstsein für nachhaltige Anlagen gestiegen. Das macht diese für Investoren attraktiv. Wir sind überzeugt, dass verantwortungsbewusstes Anlegen die Chance für eine bessere Performance bietet. Das bestätigen auch diverse ­empirische Studien. Vergleicht man zum Beispiel die Performance eines globalen Aktienindex mit einem ESG-fokussierten Index, misst man einen nachgewiesenen Mehrwert. Der Unterschied scheint auf den ersten Blick gering – über den beobachteten Zeitraum summiert sich der Vorteil aber auf über drei Prozentpunkte. Man muss also keine Abstriche bei der Performance machen, wenn man sein Geld nachhaltig anlegen will.

Gilt das auch in Krisenzeiten, wie wir sie aktuell ­erleben?

Ja. Eine Auswertung unserer Investment-Spezialisten hat gezeigt, dass sich Unternehmen, die verantwortungsvoll wirtschaften und ein gutes ESG-Rating aufweisen, in der Krise besser geschlagen haben.

Weshalb wird das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft noch wichtiger werden?

Nur ein Beispiel: Demografische Hochrechnungen zeigen, dass im Jahr 2025 die Hälfte der Arbeitnehmer Millennials sein werden, die sich stark mit der Sinnfrage beschäftigen. Dieselben Menschen werden auch unsere Kundinnen und Kunden sein. Ihnen müssen wir eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn ihrer Anlagen geben können.

Im Rahmen ihres Jubiläums unterstützt die GKB das Projekt «MortAlive» für den Erhalt des Morteratschgletschers.

Nachhaltigkeit ist auch ein Schwerpunkt des GKB Jubiläumsjahrs. Mehr dazu lesen Sie in der Rubrik «Ihre GKB» und auf

Bedeutet das, dass in zehn Jahren alle Banken nachhaltig sein werden?

Ich glaube, das Verantwortungsbewusstsein wird so stark wachsen, dass Nachhaltigkeit in naher Zukunft ganz normal sein wird. In den letzten Jahren wurde auch immer von der Digitalisierung gesprochen, ­darüber, ob etwas digital ist oder nicht – dabei ist bereits alles digital. Ich glaube, die Nachhaltigkeit lässt sich ein Stück weit damit vergleichen. Nachhaltigkeit wird zur Norm.

Im Zusammenhang mit nachhaltigen Anlagen ist oft von «emotionaler Rendite» die Rede – vom guten Ge­fühl, das die Anlage den Anlegerinnen und Anlegern gibt. Welche «emotionale Rendite» wirft die nachhaltige Anlagestrategie der GKB für Sie als CEO ab?

Unser Geschäft ist ein Vertrauensgeschäft. Ein gutes Ge­fühl steht deshalb seit 150 Jahren im Zentrum unserer Bankberatung. Ich bin überzeugt, dass wir als Unterneh­men in die richtige Richtung gehen und unseren Kundinnen und Kunden einen Mehrwert bieten. Das gibt mir eine starke «emotionale Rendite». ■