■ Nachhaltigkeit im Anlagegeschäft

Klimawandel hat direkte Auswirkungen auf Anlageportfolios.

Autor: David Gartmann, Leiter Business Development & Responsible Investment Officer

Klimarisiken – von physischen bis hin zu politischen und regulatorischen Unberechenbarkeiten – werden zunehmend zu Investitionsrisiken. Die Bedrohung durch den Klimawandel ist allseits erkannt, und die globale Wirtschaft dürfte sich im Zuge der Dekarbonisierung erheblich verändern. Für Anlegerinnen und Anleger entstehen dadurch vielfältige Chancen.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich das globale Klimasystem dramatisch verändert. Der Klimawandel und die Erderwärmung sind mittlerweile eindeutige Fak­ten. Zurückzuführen sind sie auf den Anstieg der CO2-Emissionen und anderer Treibhausgase – und damit auf menschliche Aktivitäten wie die Produktion von Lebensmitteln, die Verbrennung von fossilen Brennstof­fen und die Abholzung von Wäldern.

Starke und rasche Reduktion von CO2-Emissionen nötig

Die Zeit drängt und Nichtstun kostet. Je später wir uns dazu entschliessen, den globalen Ausstoss an Treibhaus­gasen zu senken, desto steiler muss die Emissionskurve später nach unten gedrückt werden. Spät zu handeln, wird sehr viel teurer, als heute etwas zu tun. Das zeigt die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien.

Beurteilung von Klimarisiken wird für Anlegerinnen und Anleger immer wichtiger

Der Klimawandel ist für das zukünftige Ertragspotenzial von Unternehmen relevant. Die genauen Auswirkungen sind zwar ungewiss und erstrecken sich über Jahrzehnte. Die wissenschaftliche Forschung liefert aber durchaus Beweise, dass Klimarisiken in zahlreichen Märkten bereits heute eingepreist werden. Die Steuerung potenzieller Klimarisiken sollte daher bereits heute im Interesse von Unternehmen liegen, da eine höhere Ausrichtung auf Klimarisiken zu steigenden Kapitalkosten führen kann.

Professionelle Asset Manager und Nachhaltigkeitsanalysten bewerten Klimarisiken zusehends anhand von Klimaszenarien und -modellen und sind damit gut gerüstet, Klimarisiken von Investments zu beurteilen. Zu unterscheiden sind hier vor allem die physischen sowie die Transitionsrisiken.

Zu den physischen Risiken des Klimawandels gehören die direkten Einflüsse auf die Wertschöpfungskette wie zum Beispiel Schäden an Produktionsanlagen infolge von Wetterereignissen oder Waldbränden. Daher lohnt sich ein Blick auf die geografische Ausdehnung der Ge­schäftstätigkeit eines Unternehmens, seine Kundschaft, seine Standorte und Lieferketten, die auf der ganzen Welt verteilt sein können. Transitionsrisiken sind schwerer zu kontrollieren als physische Risiken und nicht minder unberechenbar. Beispielsweise ­können veränderte Regulierungsbestimmungen CO2-Emissionen verteuern, während neu aufkommende Technologien die Wettbewerbsbedingungen verändern. Entsprechend hoch sind die Übergangsrisiken für Unternehmen, deren Geschäfts­modelle in hohem Masse von fossilen Brennstoffen abhängen.

Klimawandel führt zu Gewinnern und Verlierern

Zu den relativen Gewinnern der Anpassung an den Klimawandel und der Abfederung seiner Folgen werden Unternehmen gehören, die kohlenstoffarme Technologien anbieten – seien es Elektrofahrzeuge, Biokraftstoffe, effizientere Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, intelligente Stromverteilungsnetze, Wasserkraft oder Windenergie. Ebenfalls Profiteure des Klimawandels sind Unternehmen, die über eine hohe Innovationskraft verfügen und in der Lage sind, ihre CO2-Emissionen deutlich zu senken.

Besonders kritisch hinterfragen sollten Anlegerinnen und Anleger dagegen Unternehmen, die aufgrund der Änderung von Regulierungen oder neuer kohlenstoffarmer Technologien ihre Vermögenswerte deutlich abschreiben müssen. Solche Vermögenswerte sind allgemein als «Stranded Asset» bekannt. Ein Beispiel wäre ein Kohlekraftwerk, das aufgrund höherer Emissionseffizienzkriterien nicht mehr betrieben werden darf, oder ein Energieunternehmen mit sehr grossen Rohölreserven. Nicht auszuschliessen ist es, dass als unmittelbare Folge eines stark steigenden CO2-Preises «Stranded Assets» im grossen Umfang entstehen.

Eine aktive Herangehensweise an die Klimarisiken kann Anlegerinnen und Anlegern helfen, die relativen Chancen zu nutzen, die durch den Klimawandel und/oder die politischen Massnahmen zur Verlangsamung des globalen Temperaturanstiegs entstehen. Auch In­strumente zur Bekämpfung des Klimawandels, wie grüne Anleihen und thematische Aktienfonds, stehen Investorinnen und Investoren heute zunehmend zur Verfügung.

Klimaveränderungen infolge von CO2-Emissionen wirken sich auf jegliche Lebensbereiche aus – so auch auf Investitionen