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Die krisenerprobte Bank.

Die Graubündner Kantonalbank hat in ihrer 150-jährigen Geschichte einige globale Krisen erlebt. Während der Weltkriege und der grossen Depression der 1930er-Jahre war die Unterstützung der Bank für Wirtschaft und Gesellschaft besonders wichtig. Schon damals ­waren Überbrückungskredite und Zinserlässe Instrumente von Hilfsaktionen.

Die erste grosse globale Krise traf die 1870 gegründete GKB 1914. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand die mehr als zwei Jahrzehnte dauernde Wirtschaftsblüte ein Ende. Vor allem die Hotellerie, die auf ausländische Kundschaft angewiesen war, wurde von den Kriegsereignissen arg in Mitleidenschaft gezogen. Viele Hotels gerieten aufgrund der ausbleibenden Gäste in Zahlungsschwierigkeiten und konnten die offenen Forderungen von Lieferanten, Gewerbetreibenden und Banken nicht mehr begleichen.

Auf Initiative der Bündner Regierung und unter massgeblicher Mitwirkung der Graubündner Kantonalbank kam es im Herbst 1914 zur Gründung der «Bündnerischen Kreditgenossenschaft». Die Bündner Banken stellten ein Genossenschaftskapital von 420’000 Franken zur ­Verfügung. Zudem leistete die Kantonalbank einen Vorschuss von 15 Millionen Franken an die Kreditgenossenschaft. Diese gewährte den notleidenden Unternehmen, zumeist Hotels, Nachgangs- und Überbrückungskredite. Bis Ende 1930 lieh die Bündnerische Kreditgenossenschaft fast 17 Millionen Franken aus. Von diesem Betrag wurden rund neun Millionen Franken zurückbezahlt.

GKB saniert Hotels

1929 bahnte sich ein nächstes Gewitter an. Am Schwarzen Freitag vom 24. Oktober 1929 brachen die Kurse an der New Yorker Börse zusammen, nachdem die Aktienkurse zwischen 1925 und 1929 um 300 Prozent gestiegen waren, und die Weltwirtschaftskrise nahm ihren Lauf. Durch die schnelle Expansion der Konsum- und der Investitionsgüterindustrie in den Goldenen Zwanzigerjahren kam es zu einer Marktsättigung. In der Folge sanken die Verkaufspreise für die Waren unter die Produktionskosten.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 legt Tourismus und Gewerbe in Graubünden lahm. Im Bild ein Grenzbewachungsbataillon beim Verlassen des Bahnhofs von St. Moritz (Bildquelle: Staatsarchiv Graubünden, Chur, FN VIII C 74).

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte zunächst keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Im Bild eine Grenztruppe am Splügenpass 1939 (Bildquelle: Berger Hansruedi, Grenzbesetzung in Graubünden 1939 – 1945, Verlag M&T Helvetica, Chur, 1989).

Der Fremdenverkehr wurde von den Krisenjahren am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Im Bild Hotels in St. Moritz (Bildquelle: Fotostiftung Graubünden).

In der Schweiz war vor allem die Exportbranche betroffen und damit – erneut – der Fremdenverkehr. In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Hoteltreuhandgesellschaft sanierte die GKB zahlreiche Hotelunternehmungen. Dem Finanzinstitut erwuchsen aus dieser Sanierungsaktion Kapital- und Zinsverluste. So blieben 1942 von den gesamten Hotelhypotheken in der Höhe von rund 80 Millionen Franken 17,5 Millionen zinslos.

Für notleidende Kleinbauern äufnete die GKB einen internen Fonds für Zinsausfälle auf Darlehen, dem sie von 1928 bis 1931 jährlich 50’000 Franken zuwies. Zudem gewährte sie der Bündnerischen Bauernhilfskasse namhafte Unterstützungsbeiträge. Ein Jahr später geriet die Bank selber in Schwierigkeiten. Der auf die Wirtschaftskrise folgende Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sorgte für andauernde Kapital- und Zinseinbussen und eine rückläufige Ertragskraft. Als die Eidgenössische Bankenkommission in einer Revision einen Rückstellungsbedarf von 39 Millionen Franken ermittelte, konnte 1941 nur dank einer Solidaritätsaktion des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken mit einem Garantiedepot von 20 Millionen Franken grösseres Unheil verhindert werden.

Eine nie dagewesene Herausforderung

Das grösste Rettungspaket in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte wurde zweifelsohne im Zuge der Corona-Krise lanciert. Bis Anfang Mai 2020 stellte der Bund über 65 Milliarden Franken für die Bewältigung der Aus­wirkungen der Pandemie bereit. Diese Mittel ent­spre­chen nahezu den jährlichen Ausgaben des Bundes – 2019 beliefen sich diese auf 71 Milliarden Franken – und 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 700 Mil­liarden Franken. Der Kanton Graubünden schnürte für Unternehmen, Sport und Kultur ein weiteres Hilfspaket in der Höhe von 94 Millionen Franken.

Auch für die GKB bedeutete dies eine nie dagewesene Herausforderung. Sie hat im Zeitraum vom 26. März bis Ende Juni 2020 Bundeskredite von insgesamt 190 Millionen Franken an Bündner KMU ausbezahlt. Schweizweit wurden von den Banken rund 129’000 Kreditvereinbarungen mit einem gesamten Volumen von rund 15 Milliarden Franken abgeschlossen. Zudem unterstützte die GKB die kantonale Wirtschaft mit weiteren 200 Millionen Franken in Form von umfassenden Amortisationserlässen, ergänzenden Finanzierungen, Risikoübernahmen, Hilfestellungen gegenüber unterstützten Projekten/Events und Mietzinserlässen für Betriebe in den eigenen Gewerberäumen.

Quelle: «Graubündner Kantonalbank 1930 – 1970», Duri Capaul, Chur 1974.