■ Ihre GKB
Eins und eins ist mehr als zwei.
Interview: Daniel Daester und Thomas Müller
Seit Anfang 2022 ist die GKB mit rund 30 Prozent an Twelve Capital beteiligt. Der Investmentmanager ist spezialisiert auf Anlagen im Versicherungsbereich. Dazu zählen auch die sogenannten Cat Bonds oder Katastrophenanleihen. Über diese Anlageklasse und die Strategie der neuen Partnerschaft reden Martina Müller-Kamp und Urs Ramseier, Executive Chairman der Twelve Capital Holding AG, im Interview.

Martina, investierst du in Cat Bonds?
Martina Müller-Kamp: Ja, ich investiere in Cat Bonds.
Urs, hast du einen Partizipationsschein der GKB?
Urs Ramseier: Nein, einen GKB PS habe ich nicht im Depot.
Müller-Kamp: Aber bald?
Ramseier: [Lacht] Vielleicht, ich schaue mir dieses Wertpapier auf jeden Fall genauer an.
Was unterscheidet die Cat Bonds von anderen Anlagen im Versicherungsbereich?
Ramseier: Cat Bonds verhalten sich fundamental anders als die traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen. Weil das Risiko, welches dieser Anleihe zugrunde liegt, ein bestimmtes Naturereignis ist. Das heisst, Cat Bonds sind praktisch unabhängig von wirtschaftlichen Fundamentaldaten. Damit sorgen die Cat Bonds für Diversifikation im Portfolio.
Was passiert, wenn das Risiko, also das Naturereignis, eintritt?
Ramseier: Etwas vereinfacht gesagt, verliert die betroffene Anleihe je nach Grösse des Ereignisses oder der Schadenssumme an Wert. Wie sich ein Cat Bond bei Eintreten eines Naturereignisses verhält, ist im jeweiligen Prospekt klar definiert. Zudem diversifizieren wir die Cat Bonds in Fonds, damit das Risikoprofil überschaubar bleibt.
Sind Cat Bonds für Privatanleger überhaupt geeignet?
Ramseier: Grundsätzlich eher nicht. Das Risikoprofil ist komplex, und deshalb fokussieren wir klar auf institutionelle Investoren. Das ist meist auch vom Regulator so gewollt. Gemischte Portfolios allerdings, bei denen wir Cat Bonds mit Obligationen und Aktien mischen, sind sehr gut geeignet für private Anleger.
Der Klimawandel äussert sich in extremen Wetterbedingungen. Was heisst das für die Versicherungen und für Twelve Capital als Investmentmanager in diesem Bereich?
Ramseier: Durch den Klimawandel und die Häufung von Naturereignissen steigen im Moment die Prämien stark an. Auch das Sicherheitsbedürfnis der Menschen steigt und damit die Nachfrage nach Versicherungsschutz. Dieser Anstieg erfolgt nicht linear, sondern exponenziell, weil plötzlich nicht mehr nur einzelne Dörfer oder Städte, sondern ganze Regionen, bis hin zu Landesteilen, dem Klimawandel ausgesetzt sind. Durch Überschwemmungen, Stürme und Dürren sind nun Millionen Menschen gegenüber extremen Wetterereignissen exponiert.


Urs Ramseier und Martina Müller-Kamp im Gespräch.
Neben den extremen Wetterereignissen hat man auch das Gefühl, dass sich das Wirtschaftsumfeld innerhalb eines Jahres komplett verändert hat. Trügt dieser Eindruck?
Müller-Kamp: Nein, dieser Eindruck trügt nicht. Die Rahmenbedingungen haben sich im letzten halben Jahr fundamental geändert. Man wusste bis anhin: In der Krise helfen die Notenbanken mit ihrer expansiven Geldpolitik und stützen die Wirtschaft und die Aktienmärkte. Das ist jetzt vorbei, die Inflation steigt und die Nationalbanken müssen von ihrem expansiven geldpolitischen Kurs wegkommen, weil sie primär der Preisstabilität verpflichtet sind. Das bedeutet, die Kapitalmärkte werden volatiler.
Was heisst das konkret für mich als Anlagekunden?
Müller-Kamp: Falsch wäre, wenn man jetzt aus Angst verkaufen würde. Wenn man eine strategische Allokation der Wertpapiere in seinem Portfolio hat, sollte man daran festhalten.
Twelve Capital ist auf eine Nische fokussiert, die GKB ist eine Universalbank. Wie passt das zusammen?
Müller-Kamp: Wir haben grundsätzlich zwei Wege, wie wir im Anlagegeschäft wachsen können. Wir können organisch wachsen, also die eigene Fondspalette und die verwalteten Vermögen vergrössern. Dieses Wachstum passiert in traditionellen Anlageklassen, weil wir darin eine hohe Kompetenz haben. Oder wir können anorganisch wachsen durch Beteiligungen. Wenn wir im Anlagegeschäft Wachstum durch Beteiligung anstreben, dann ist es sinnvoll, wenn wir das nicht in den gleichen Anlageklassen tun, in denen wir selbst schon eine hohe Expertise haben. Mit Twelve Capital haben wir genau das getan: Wir haben uns an einem hervorragenden Unternehmen mit Fachexpertise in einer Nische beteiligt – das ergibt strategisch Sinn.
Und was ist das konkrete Ziel?
Müller-Kamp: Das Ziel können wir immer auf den Nenner «diversifiziertes Wachstum» bringen; nicht nur bei den Anlageklassen und der Ertragsdiversifikation, sondern auch bei den Kundengruppen. Das Kundensegment von Twelve Capital deckt sich, wenn überhaupt, nur geringfügig mit dem Kundensegment unseres Stammhauses. Aber wir haben natürlich Kundinnen und Kunden, die ins Angebotssegment von Twelve Capital passen. Somit können wir den Share of Wallet bei unserer Kundschaft erhöhen, weil wir ihr ein deutlich breiteres Angebot machen können, als wir es aus dem Stammhaus heraus unterbreiten könnten.
Das wären Insurance Linked Securities oder eben Cat Bonds, eine Anlageklasse mit ganz speziellem Risikoprofil. Wie überwacht ihr dieses Risiko?
Ramseier: Wir betreiben dazu eine eigene Research-Abteilung und modellieren Naturkatastrophen, um das Risiko abschätzen zu können. Das ist ein Bereich, in dem wir auch Know-how zur GKB transferieren können.
Müller-Kamp: Als Bank in einem Bergkanton sind wir zusammen mit unserer Kundschaft sehr nah dran an den Auswirkungen des Klimawandels – wir sind exponierter als andere Regionen. Deshalb sind Technologien zur Risikomodellierung von Naturgefahren für uns ebenfalls wichtig, zum Beispiel zur Risikoabschätzung im Kreditgeschäft.
Neben diesem Mehrwert: Warum hat sich Twelve Capital für die GKB entschieden?
Ramseier: Für uns ist Stabilität im Aktionariat zentral. Dies spielt bei der Akquisition unserer Kundinnen und Kunden eine wichtige Rolle. Zum Beispiel im Bereich «Private Debt» haben wir Anlageklassen mit langfristigem Anlagehorizont. Deshalb will die Kundschaft wissen, ob es die Firma in zehn Jahren, wenn die Transaktionen auslaufen, noch gibt. Und diese langfristige Orientierung und Stabilität bringt die GKB mit. Zudem sind wir in einer Win-win-Situation. Wir glauben beide, dass bei dieser Partnerschaft eins und eins mehr als zwei ergibt. ■