■ GKB Blickpunkt
Die Zentralbanken im Hintertreffen
«Die hohen Inflationsraten stellen Notenbanken vor eine grosse Herausforderung.»
Adrian Schneider
Leiter Investment Center
Jahrelang kämpften die wichtigsten Zentralbanken gegen Deflationstendenzen und sinkende Wachstumsraten. Die massiven geldpolitischen Massnahmen wurden mit der zu tiefen Inflation gerechtfertigt. Das Beispiel von Japan zeigt, wie ein erfolgloser Kampf gegen die Deflation aussehen kann und welches die Konsequenzen sind. In einem deflationären Umfeld stockt der Konsum, die Schulden steigen real an und Unternehmen machen aufgrund tieferer Preise weniger Profit. In der Folge schrumpft die Wirtschaftsleistung. Das Ziel der Geldpolitik war somit gerechtfertigt.
Im Nachgang zur Corona-Krise ist die Inflation da, und zwar deutlich höher, als von der Zentralbank erwartet. Das ist ein Problem, denn eine zu hohe Inflation schadet der Kaufkraft und dämpft mittelfristig den Konsum und Investitionen. Die Zentralbanken sind jetzt zum Handeln gezwungen.
Doch können die Zentralbanken die hohen Inflationsraten überhaupt bekämpfen? Anfangs wurde die Inflation durch Angebotsengpässe, welche bis heute andauern, und steigende Energiepreise angetrieben. Mittlerweile sehen wir eine breit abgestützte Inflationsentwicklung. Die Zentralbanken werden durch eine Anpassung der Geldpolitik versuchen, die Wirtschaft abzukühlen, um eine Entspannung der Lieferengpässe und der Wirtschaft zu bewirken. Aktuell werden die Energiepreise jedoch durch exogene Ereignisse gesteuert – der Effekt einer Anpassung der Geldpolitik ist deshalb mittelfristig ungewiss. Bleiben die Energiepreise auf aktuellen Niveaus, dürfte die rasche Anpassung der Geldpolitik ihr Ziel jedoch nicht verfehlen und die Inflation in den kommenden Monaten niedriger notieren lassen. ■