■ GKB Anlagepolitik
Globale Konjunktur robust – Abschwächung erwartet.
Autor: Daniel Lüchinger, Chief Investment Officer
Die Wirtschaft hat sich in diesem Jahr vielerorts dynamischer entwickelt als erwartet. Die weiterhin restriktive Geldpolitik und die strafferen Finanzbedingungen werden in den kommenden Monaten zu einer spürbaren Wachstumsverlangsamung führen.
Die Frühindikatoren der OECD deuten weiterhin auf eine Verlangsamung des Wachstums in den meisten grossen Volkswirtschaften hin. Die geldpolitische Straffung dämpft das Wachstum – wie erwartet – zunehmend, und die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum werden mehrheitlich nach unten angepasst.
Anzeichen für abnehmende Konjunkturdynamik
Grosse Unterstützung aus China ist nicht zu erwarten, denn ein Grossteil des wirtschaftlichen Aufschwungs durch die dortige Wiedereröffnung ist bereits eingetreten. Auch wenn die Verbraucher- und Dienstleistungskonjunktur noch immer ein gewisses Aufwärtspotenzial aufweist, bedeutet die begrenzte Unterstützung durch die Politik, dass der Aufschwung bis zum Jahresende wahrscheinlich verpuffen wird. Die breite Konjunkturerholung bleibt damit vorerst aus.
Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor robust. Wir gehen davon aus, dass hier eine Abkühlung eintreten wird. Interessant ist auch der Blick auf die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen. Diese wurden zuletzt deutlich restriktiver, was insbesondere auf die stark gestiegenen Zinsen, die Volatilität am Aktienmarkt sowie die extreme Inversion der Zinskurve zurückzuführen ist. Zusammen deuten diese Entwicklungen auf einen deutlichen Wirtschaftsabschwung hin.
Die Wirtschaft in der Eurozone befindet sich mittlerweile in einer technischen Rezession. Das Wirtschaftswachstum zeigte sich zuletzt sehr heterogen: Peripherieländer wie Portugal, Spanien und Italien konnten zulegen, während die deutsche Wirtschaft weiter zurückfällt. Ohne den Wirtschaftsmotor Deutschland wird es für die Eurozone schwierig, an Dynamik zuzulegen.
GKB Einschätzung auf einen Blick
Auf dem Weg in die neue Notenbankwelt
Die Notenbanken bestimmten das Geschehen an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen. Nachdem in den USA die Leitzinsen seit März 2022 um fünf Prozent angehoben wurden, verlangsamt sich nun das Tempo. Die Wirkung der restriktiven Geldpolitik wird nach und nach sichtbar. Die Inflationsrate ist zwar bereits deutlich gesunken, bleibt aber auf erhöhtem Niveau. Wie bereits im Vorfeld durch die US-Währungshüter in Aussicht gestellt, legte die Notenbank Fed im Juni eine Pause im Zinserhöhungszyklus ein. Bedeutet dies nun das Ende der Leitzinserhöhungen? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dies meist der Fall war. Die US-Notenbank Fed geht nach ihrer Sitzung vom Juni jedoch von weiteren Zinserhöhungen aus. Fast alle Fed-Mitglieder hielten es für wahrscheinlich, dass es sich diesmal nur um eine Pause handle und das Ende des Zinserhöhungszyklus noch nicht erreicht sei. Zinssenkungen erwarten wir daher vorerst nicht.
Auf der anderen Seite halten die Währungshüter aus der Eurozone an ihrem Zinserhöhungspfad fest und betonen, dass das Ende im Zinserhöhungszyklus noch nicht erreicht ist. Doch auch in der Eurozone bewegen wir uns in Richtung Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus. In der Schweiz entwickelt sich die Wirtschaft robust und die Inflation hat sich deutlich abgeschwächt. Wir sehen auch hier das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht. ■
Prognoseübersicht
Auf dem Weg in die neue Normalität
Die amerikanische Notenbank Fed ist im Leitzinserhöhungszyklus weit fortgeschritten und befindet sich bereits im restriktiven Bereich, in welchem das Wirtschaftswachstum gebremst wird. Die Europäische Zentralbank liegt im Zinserhöhungszyklus hinter der Fed – weil die Inflationsraten in der Eurozone rückläufig sind, ist der Zinshöhepunkt auch hier absehbar. Bei den langfristigen Zinsen sehen wir wenig Potenzial für weiter steigende Zinsen. Dasselbe gilt für die Schweiz. Die Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen notierten in den letzten Monaten seitwärts. Die Ausfallraten sind tief und leicht steigend, aber die Bilanzen der Unternehmen weiterhin stark. Eine Verschlechterung der Kreditkennzahlen ist auf hohen Niveaus erkennbar. In Erwartung einer konjunkturellen Abschwächung notieren die Kreditaufschläge zu tief.
Anhaltend vorsichtige Stimmung an den Aktienmärkten
Ein Blick auf die Bewertungen zeigt, dass US-Aktien weiterhin teuer sind, europäische oder Schwellenländeraktien im Vergleich günstig. Als mögliche positive Treiber für die Aktienmärkte in den kommenden Monaten sehen wir bessere Fundamentaldaten (insbesondere die Vermeidung einer schweren Rezession in den USA), sinkende Inflationszahlen und damit zusammenhängend weniger restriktive Notenbanken, die konjunkturelle Entwicklung in China sowie eine Entspannung in der Geopolitik. Insgesamt spricht das fundamentale Umfeld weiterhin für eine vorsichtige Positionierung – aus Sicht technischer Indikatoren sind Aktien aber interessant. Bei hoher Unsicherheit sind eine breite Diversifikation und der Fokus auf Qualität Trumpf. Wir favorisieren Unternehmen mit einem robusten Geschäftsmodell, Preissetzungsmacht und einer angemessenen Bewertung.